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Grasgeflüster: So wurde 420 für mich zum Jahres-Highlight

In seiner Grasgeflüster-Kolumne stellt euch unser Autor Lorenz regelmäßig Anekdoten und Geschichten aus dem oft unterhaltsamen Leben eines modernen Kiffers vor. Diesmal: Ein perfekter 4/20!

Ich weiß nicht, ob es nur mir so ging, oder ob wir es hier mit einem allgemeinen Phänomen unserer Zeit zu tun haben: Der zwanzigste April 2018 war um einiges intensiver, präsenter und vor allem von einer größeren Crowd geprägt, als je zuvor. Wie gesagt, vielleicht bin ich auch nur Opfer meiner Filterblase geworden und werfe an der Stelle völlig unberechtigt mit Superlativen um mich.Für mich war der zwanzigste April 2018 ein wahres Fest. Ganz zu vergleichen mit Feiertagen wie Weihnachten oder Sylvester. Die beiden letztgenannten Großereignisse unseres Kulturkreises fallen wie 4/20 nicht direkt auf einen Feiertag, was bedeutet, dass in der Regel am Vormittag noch einer bezahlten Beschäftigung nachgegangen wird. In den meisten Fällen jedoch wirklich nur bis Mittag. 2018 kam noch die beispielhaft dankbare Terminierung des 20. Aprils auf einen Freitag hinzu, was für einen freien Tag danach gesorgt hat. Noch eine Parallele zu Weihnachten und Sylvester, wo jeweils zwei bzw. ein Feiertag zum erholen vom Staat gewährt werden. Ob der 21. April auch irgendwann Nationalfeiertag in Deutschland sein wird, steht indes in den Sternen.

Doch hey, dieses Jahr hatten wir einfach mal Glück mit dem 4/20-Freitag. Mein Freundeskreis machte die ersten Luftsprünge, als sie diesen kleinen, aber feinen Umstand realisierten. Die zweiten Luftspränge kamen dann mit Blick auf die Wetterprognose hinzu: Strahlende Sonne plus sternenklare Nacht. Nachttemperaturen nicht unter 17° C. Auch am 21. 4. sollte es laut diverser Wetterapps weiterhin schön sein – perfekt für einen gelungenen Tag danach.


Die Vorfreude war immens, denn der Verantwortliche für den größten Risikopunkt schien auf unserer Seite zu stehen – der Wettergott.

Dementsprechend lief die Vorbereitungsphase auf 4/20 mit höchster Motivation auf Hochtouren. Wir entschieden uns, ungefähr zu zwanzigst im letzten Haus Deutschlands vor der tschechischen Grenze den Tag der Tage zu zelebrieren. Also ungefähr am A***h der Welt.

Um die ungewohnte Abgeschiedenheit ohne Internetz und anderen Hightech-Spielereien angemessen überstehen zu können, haben wir uns natürlich auch dick mit Cannabis-Spezialitäten von A wie Amnesia Haze bis Z wie Zero-Zero eingedeckt. Vielleicht war es auch anderes Zeug, aber für das angestrebte Stilmittel wollte ich gerade gerne etwas mit A und Z hinschreiben :D.

Am 20. April ging es dann auch schon richtig rund. 16:20 Uhr wurde noch zu Hause in aller Genüsslichkeit auf den globalen Cannabis-Tag angestoßen. Mein Mittel der Wahl war eine wunderschöne Rig mit Glas-Nippes-Früchten im Innern. Gab Rosin. Und einen fetten Huster auf Grund der für 420 doch recht ambitionierten Menge des klebrigen Goldes.

Apropos klebriges Gold: Da ich am Vormittag von 4/20 noch einmal frisch gepresst habe, klebte mir auf Grund ominöser Umstände den ganzen Tag eine nicht zu bändigende Rosin-Membran auf den Zähnen. Den ganzen Tag – der Geschmack dieser Art des Konsums ist definitiv nicht weiterzuempfehlen. Aber hey, es ist ja 4/20.

Am Abend ging es dann endlich los in die Wildnis. Wildnis ist dort, wo es kein Internet gibt – oder? Städter wissen, was ich meine. Alle anderen dürfen mich gerne auslachen. Ich für meinen Teil liebe kleine Ausflüge in die digitale Abgeschiedenheit, in der man keinen Grund für den regelmäßigen News-Check auf dem eigenen Smartphone findet. Endlich mal Zeit, in Ruhe sein Leben zu überdenken – ODER einen zu buffen. Oder zwei. Oder drei…

Ich bin mit meinem Bruder, meiner Freundin und meinem Mitbewohner gefahren. Wir nahmen die Rolle des Zu-Spät-Kommers-aber-Retter-des-Abends ein. Heißt: Wir waren erst nach dem Essen da, beglückten die Menge aber mit zehn Tüten Taco-Chips und viel zu viel Dip. Wer wird sich unter diesen Umständen über den Zu-Spät-Kommer beschweren?

Die vorher noch recht ausgeprägte Vorfreude auf ein saftiges Steak machte mit Blick auf die schwindende Glut einer Anspruchslosigkeit Platz, die seines gleichen sucht. Auf der einen Seite bin ich zwar ein knallharter Pragmatiker, auf der anderen Seite kann man aber auch relativierend sagen: Wer braucht schon Steaks, wenn er Käse-Nachos mit Hot-Cheese-Dip und Salsa haben kann? Eben.

Doch 4/20 wäre nicht 4/20, wenn es nur ums Essen ginge.

Das Essen war zwar relevanter Teil des Plans, denn zwanzig Leute möchten ja auch erstmal Satt werden. Dementsprechend war da viel Planungs- und Redebedarf da. Andererseits war mir Essen nie egaler, als an diesem Abend. Ich ging mit der Erwartung an den Abend ran, dass dort richtig viel gebufft wird. Zu viel. Overkill.

Doch die Realität sah (für mich) deutlich anders aus. Angefangen mit einem zu zweit geteilten Pursticky ging es über eine 5-Gramm-Rakete für alle bis zu einem Gute-Nacht-Joint über den Abend. Dazwischen gesellten sich penibel vorbereitete Dabs aus dem Puffco. Eine Bilanz, die eindeutig nicht für hemmungslosen Konsum spricht – überraschenderweise. Nicht aus Geiz oder irgendwelchen selbst auferlegten Grenzen – sondern weil ich SO HIGH war. Das Setting schien so bombastisch gewesen zu sein, dass ich auch bei diesen Mengen schon richtig, richtig, angenehm high war.

Für mich steht jedoch sowieso nicht der Konsum im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Erlebnis drum herum. Emotionen, Gespräche, Lachflashs, Visionen, Erkenntnisse, Augenblicke. Gerne kannst du an der Stelle noch hundert weitere halbwegs kitschige Substantive einfügen. Gerade in den Abendstunden habe ich die Erfahrung gemacht, dass viel Gras und eine kuschelige Atmosphäre für einen (zu) frühen Schlaf sorgen können.

Da wir recht viele Leute zum Übernachten waren, habe ich mich mit dem inner circle für eine Nacht unterm Sternenhimmel entschieden. An Orten, wo es kein Internet gibt, ist der Sternenhimmel überwältigend. Jedenfalls für einen Städter wie mich, der normalerweise mit den Problemen menschgemachter Lichtverschmutzung zu kämpfen hat. Wir haben uns auf das Innenzelt beschränkt und lagen mit Kopf aus der Luke Stunden unterm Himmelszelt und haben Sachen gemacht. Philosophiert, geträumt, gelacht, die Revolution geplant,… ihr wisst schon.

Irgendwann kam dann der Schlaf, der lediglich durch regelmäßiges Neupositionieren in schräger Hanglage unterbrochen wurde. Und letztmalig früh 9:00, am 4/21, als sich die Sonne als Endgegner jeden guten Schlafs positioniert hat. Von weit oben hat sie uns unmissverständlich klargemacht: Ihr werdet euch den Winter schon noch früh genug zurückwünschen, jetzt ist wieder summertime.

Juckt aber nicht, schließlich können wir alle den Sommer kaum noch erwarten. Und so gibt es am Morgen danach eine leckere Königsmische mit 10%-CBD-Hasch und einem pornös fermentierten New York City Sour Diesel. Geschmacklich gab es dafür von unabhängigen Testern aus der Runde die Bestnote A++. Oder auf deutsch: Eins mit Sternchen.

Der Tag danach war für mich ein absolutes Highlight und ich kann allen anderen 4/20-Liebhabern nur empfehlen, sich den 4/21 nicht mit irgendwelchen Terminen vollzustopfen. Denn auf eine ganz selbstverständliche Weise hat es sich total richtig angefühlt, den Tag danach noch in vollen Zügen auf der sonnengefluteten Wiese zu verbringen. Lenzen! Einfach nur lenzen – in der Sonne, im Halbschatten aufblühender Kirschbäume oder mit dem Kopf unter einer vor dem aggressiven Sonnenlicht schützenden Decke. Man ist ja nichts gewohnt, wenn es dann endlich wieder losgeht mit Gute-Laune-Wetter und Vitamen-D-Schocks.

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